Ein Projekt in Weissrussland
- Projektpartner
- Caritas Gomel
- Bewilligungsjahr
- 2018
- Dauer
- 3 Jahre
- Fördersumme
- 1,2 Mio. Euro
- Förderbereich
- Soziale Aufgaben
Entstehungshintergrund des Projektes
Die im Südosten von Weißrussland gelegene Stadt Gomel befindet sich nur 120 km Luftlinie von Tschernobyl entfernt. Durch die Nähe und die herrschende Wetterlage zum Unglückszeitpunkt der Tschernobyl-Katastrophe am 26. April 1986 war Gomel am stärksten von der radioaktiven Verstrahlung durch den Reaktorunfall betroffen. Für die 500.000 Einwohner von Gomel war jedoch keine Evakuierung möglich. Zahlreiche Menschen erkranken an Schilddrüsenkrebs und Leukämie, mehr Kinder als zuvor kommen mit geistigen und körperlichen Behinderungen zur Welt.
Um für Kinder und Erwachsene mit mehrfachen Behinderungen bessere Lebensumstände zu schaffen, konnte 2011 mit Unterstützung von Renovabis das Kinderdorf Gomel eröffnet werden. Das Dorf bietet 60 dauerhafte Wohnplätze sowie 12 Plätze für Kurzzeitunterbringung.
Das Zentrum wurde fertiggestellt und am 10. September 2021 eröffnet
Die Eröffnung des Therapiezentrums im Kinderdorf Gomel in Belarus am 10. September 2021 ist ein Meilenstein für junge Menschen mit Behinderung: Das Zentrum richtet sich nun auch an Kinder und Erwachsene aus der Region, die bei ihren Angehörigen leben und bislang keinen Zugang zu Bildung und Beschäftigung haben. Mehr über die Eröffnung
Aktuelle Situation
Kinder und Erwachsene mit mehrfachen Behinderungen sind in Weißrussland stark aus der Gesellschaft ausgeschlossen. In Gomel werden über 300 Kinder mit Behinderungen zu Hause unterrichtet, da sie als „nicht schulfähig“ gelten. Ähnlich schwierig ist die Situation hinsichtlich der Beschäftigung erwachsener Menschen mit Behinderungen. Sie gelten als „nicht beschäftigungsfähig“, es gibt keine Tagesstruktur mit Förderangeboten für Erwachsene. Noch immer scheitern Integrationsversuche an den vorhandenen baulichen, strukturellen und gesellschaftlichen Barrieren.
Modellprojekt Gomel
Das Kinderdorf ist ein Modellprojekt: Es ist die einzige Einrichtung im ganzen Land, in der die Bewohnerinnen und Bewohner in familienähnlichen Gruppen zusammenleben.
Seit der Eröffnung des Kinderdorfes haben sich die meisten Kinder enorm weiterentwickelt. Unser Ziel ist es, dass die Kinder, Erwachsenen und Betreuer in den Häusern wie Familien zusammenwachsen.
(Valentina Koslova, Direktorin der Caritas in Gomel)
Projekterweiterung
Das Kinderdorf soll nun um ein integratives Bildungs- und Therapiezentrum erweitert werden. Das Grundstück wurde von der Gemeinde Gomel kostenlos zur Verfügung gestellt. Eine Untersuchung des Otto-Hugh-Strahleninstituts München hat ergeben, dass das Grundstück ist nicht radioaktiv belastet ist.
Geplant ist der Neubau eines zweistöckigen, multifunktionalen Zentrums. Im Ergeschoss ist ein Schulungsraum für die Arbeit mit Eltern und Angehörigen geplant, sowie Räume für die Beschäftigungstherapie und das Selbständigkeitstraining, darunter eine Holzwerkstatt und eine Therapieküche. Im Obergeschoss werden Räume für Bewegungstherapie, Physio- und Ergotherapie, Logopädie, Musik- und Theatertherapie eingerichtet sowie Klassenräume für eine Vorschul- und vier Schulklassen.
Zielgruppe sind 180 Kinder und ebensoviele Erwachsene mit schweren mehrfachen Berhinderungen aus Gomel sowie ihre Familien.
Ziel des Projekts ist von Beginn an, Kinder und junge Erwachsene so zu fördern und zu unterstützen, dass sie eine Schule besuchen können und vielleicht sogar die Chance haben, einen geeigneten Arbeitsplatz zu erhalten.
Das Projekt dient als Vorbild und Ermutigung für private Initiativen und staatliche Einrichtungen. Die Präsenz der katholischen Kirche in Gomel und die Förderung durch Renovabis ist auch ein Zeichen der Solidarität mit den Menschen in Weißrussland, die durch die Folgen der Tschernobyl-Katastrophe gesundheitlich beeinträchtigt wurden.
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