Das Foto zeigt einen Güterwagen auf den Schienen des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz. Er steht für den Transport unzähliger Menschen, die in das Lager deportiert und dort umgebracht wurden. Im Hintergrund sind Zäune und Wachtürme des Lagers zu sehen.
Im Zuge der sogenannten ‚Endlösung‘ wurden Millionen Juden während des Zweiten Weltkriegs von den Nationalsozialisten und ihren Unterstützern in Vernichtungslager deportiert.
Quelle: Alexander Zvir / Pexels (CC Zero)
16.01.2025 – Gedenken

Heilige, Priester und Nonnen im KZ Auschwitz: Mut und Opferbereitschaft in finstersten Zeiten

Am 27. Januar 1945 wurde das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz von der Roten Armee befreit. Mehr als eine Million Menschen wurden hier ermordet, darunter der polnische Franziskaner Maximilian Kolbe und die deutsche Philosophin und Ordensfrau Edith Stein.

Mut und Opferbereitschaft in finstersten Zeiten

Oświęcim (KNA/Renovabis). Der polnische Franziskaner Maximilian Kolbe ging für einen anderen Mann in den Tod. Die deutsche Philosophin, Ordensfrau und spätere „Patronin Europas“ Edith Stein wurde in Auschwitz ermordet, weil sie jüdischer Herkunft war.
Das Konzentrationslager Auschwitz im von Deutschland besetzten Polen ist zum Inbegriff für den Mord an den europäischen Juden geworden. Der Tag seiner Befreiung am 27. Januar 1945 ist daher der Tag, an dem weltweit des Holocaust gedacht wird. Zu den jüdischen Menschen, die dort ermordet wurden, zählen auch die Philosophin Edith Stein und ihre Schwester Rosa. Edith Stein wird in der katholischen Kirche als „Hl. Schwester Teresa Benedicta a cruce“ verehrt. Sie war 1922 zum katholischen Glauben konvertiert und trat 1933 in Köln in das Karmelitinnen-Kloster „Maria vom Frieden“ ein. Nach den November-Pogromen 1938, von den Nazis als „Kristallnacht“ bezeichnet, floh sie in die Niederlande und fand dort Zuflucht in einem Kloster ihres Ordens in Echt. Zur gleichen Zeit suchten rund 10.000 jüdische Menschen aus Deutschland Schutz in den Niederlanden. Der Zufluchtsort wurde für Schwester Teresa Benedicta und weitere rund 103.000 jüdische Menschen zur Todesfalle, nachdem die Deutschen im Mai 1940 die Niederlande besetzt hatten. 1942 begannen sie mit der Deportation der Juden in die Vernichtungslager im Osten, wie das KZ Auschwitz. Als die katholischen Bischöfe der Niederlande Ende Juli 1942 in einem Hirtenbrief gegen die Deportationen der jüdischen Mitbürger protestierten, ließen die deutschen Besatzer am folgenden Sonntag alle katholischen Juden verhaften, zunächst in Sammellager und dann nach Auschwitz bringen. Auch Schwester Teresa Benedicta wurde dort am 9. August 1942 in den Gaskammern ermordet. Die Karmelitin wurde von Papst Johannes Paul II. in Köln 1987 seliggesprochen, 1998 in Rom heiliggesprochen und dann 1999 zur „Mitpatronin Europas“ erklärt. Der Papst würdigte Edith Stein als eine „Persönlichkeit, die eine dramatische Synthese unseres Jahrhunderts in ihrem reichen Leben vereint“.

Die katholische Kirche verehrt heute auch den polnischen Franziskaner-Pater Maximilian Kolbe als Heiligen und Märtyrer, der im KZ Auschwitz 1941 sein Leben für einen Mitgefangenen geopfert hat. In den ersten zwei Jahren brachten die deutschen Besatzer vor allem Polen nach Auschwitz, mit dem Ziel, die kulturelle Elite des Landes auszulöschen; dazu gehörte auch der Klerus. Unter den Häftlingen befanden sich auch Priester, Seminaristen und Mitglieder von Ordensgemeinschaften. Nach Angaben der Auschwitz-Gedenkstätte und des von Renovabis unterstützten Zentrums für Dialog und Gebet wurden zwischen 1940 und 1945 mindestens 464 Priester, Seminaristen und Mönche sowie 35 Ordensschwestern aus Polen und anderen Ländern des besetzten Europas nach Auschwitz deportiert. Der Franziskaner Maximilian Kolbe war einer von ihnen. Als polnischer Intellektueller und Geistlicher passte er genau in das Feindbild der deutschen Besatzer. Er gründete 1927 die Klosterstadt Niepokalanow, die über einen Verlag, eine Druckerei, Werkstätten, eine Rundfunkstation, ein Klostergebäude sowie ein Seminar für Gymnasiasten verfügte. Sie wurde schon knapp drei Wochen nach Kriegsbeginn - im September 1939 - von deutschen Truppen besetzt. Im Februar 1941 wurde Kolbe nach Auschwitz gebracht. Nach der Flucht eines Gefangenen wählte Lagerleiter Karl Fritzsch Ende Juli zehn Gefangene aus, die dafür sterben sollten. Kolbe nahm den Platz des Familienvaters Franciszek Gajowniczek ein und ging für ihn in den sogenannten Hungerbunker; am 14. August 1941 wurde er mit dem Nervengift Phenol getötet. Papst Johannes Paul II. sprach 1982 Pater Maximilian Kolbe als Märtyrer heilig. Er wird als Symbolfigur deutsch-polnischer Versöhnung verehrt.

In Auschwitz wurde 1944 auch die aus Westfalen stammende Ordensfrau Angela Maria Autsch umgebracht, die als „Engel von Auschwitz“ bekannt ist. „In dieses Irrenhaus kam Angela wie ein Lächeln der Morgenröte, wie ein Strahl des Sonnenlichtes. Inmitten des fürchterlichen Elends entstand hier eine Insel der Zärtlichkeit“, schrieb eine im KZ inhaftierte jüdische Ärztin über das Wirken von Schwester Angela. Für die Nonne läuft ein Seligsprechungsprozess.

Roma sollten in Auschwitz ausgelöscht werden

Opfer des Holocaust wurden auch Sinti und Roma, die wie die jüdischen Menschen erst entrechtet und dann ermordet wurden. Im KZ Auschwitz wurde im Dezember 1942 ein „Zigeunerlager“ errichtet. Wenig bekannt ist, dass 90 Prozent der deportierten Roma und Sinti katholisch waren. Der Münchner Erzbischof, Kardinal Reinhard Marx, hat jüngst ein moralisches Versagen der Kirchenleitung der Erzdiözese München und Freising gegenüber den Hilfe suchenden Sinti und Roma während der NS-Diktatur eingeräumt. Auch Renovabis-Hauptgeschäftsführer Pfarrer Professor Thomas Schwartz hat – etwa aus Anlass des Gedenktages für die Sinti und Roma am 2. August 2024 – betont, dass die Menschen „bis zur Gegenwart verpflichtet seien, aufgrund der Ermordung von Hunderttausenden Sinti und Roma in Auschwitz, aktuell entschieden gegen Antiziganismus einzutreten“. Weil der Antiziganismus in Deutschland und im Osten Europas keineswegs überwunden sei, müssten sich die Menschen diese „menschenverachtende und als Genozid geplante Vernichtung“ immer wieder bewusst machen, so Schwartz.
Bei Renovabis waren insbesondere in Rumänien, der Slowakei, Ungarn, Bulgarien und Tschechien Hilfsprojekte zugunsten von Angehörigen der Roma-Minderheit stets präsent. Schwartz sieht die Roma als „Hauptverlierer der osteuropäischen Transformationsprozesse nach dem Ende des Kommunismus.“ Ihre Situation habe sich nach 1990 für viele verschlechtert. „Wir dürfen nicht wegschauen, wenn in Europa Menschen in sozialer Not und in Gettos leben müssen“, mahnt Pfarrer Schwartz und lädt zu einem Perspektivwechsel durch einen Blick auf die Ursachen und die Rolle der Mehrheit ein: „Was sagt das über die Gesellschaften aus, dass sie nicht genug gegen die Ausgrenzung der Roma-Minderheit und gegen die menschenunwürdigen Lebensbedingungen tun.“ Für Schwartz ist eine dauerhafte Verbesserung der Situation der Roma in Mittel-, Ost- und Südosteuropa nur durch die Politik in den Ländern und die Überwindung von antiziganistischen Haltungen und Vorurteilen möglich.

Ausstellung

FriedensMenschen

24 Frauen und Männer, die sich aktiv und engagiert für den Frieden einsetzen - in Deutschland, Bosnien und Herzegowina, Polen und der Ukraine: Das sind die Friedensmenschen, die nahezu lebensgroß in der neuen Wanderausstellung von Renovabis und dem Bistum Münster zu sehen sind.
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Gedenktag

Renovabis erinnert an die Patronin Europas Edith Stein

Am 9. August ist der Gedenktag von Edith Stein - einer Patronin Europas, die 1942 in Auschwitz ermordet wurde. Diese Heilige des 20. Jahrhunderts inspiriert die Arbeit des Osteuropa-Hilfswerks Renovabis - auch mit Blick auf den Internationalen Kongress im September in Freising.
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Inhalt erstellt: 14.01.2025, zuletzt geändert: 14.01.2025

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