FREISING. Renovabis sieht die weiter vorangetriebenen Bestrebungen im ukrainischen Parlament kritisch, die früher mit dem Moskauer Patriarchat verbundene Ukrainische Orthodoxe Kirche (UOK) zu verbieten. Der Leiter des deutschen Osteuropa-Hilfswerks, Pfarrer Professor Thomas Schwartz, mahnt dazu, im Sinne der Menschenrechte in jedem Fall die Religionsfreiheit unangetastet zu lassen.
„Man darf keine ganze Kirche mit all ihren Gläubigen als Verräter an ihrer ukrainischen Heimat bestrafen.“ Auch könne man ihnen nicht pauschal den Friedenswillen und die christliche Solidarität absprechen. Weder alle Hierarchen noch das gesamte Kirchenvolk dieser Traditionskirche dürften mit den russischen Aggressoren gleichgesetzt werden, selbst wenn es bestätigte und auch juristisch verfolgte Fälle von Spionage und Landesverrat durch Vertreter der UOK gebe. Professor Schwartz weiter: „Ein solches legislatives Unterfangen des ukrainischen Parlaments, der Werchowna Rada, könnte auch den Weg in die Europäische Union erschweren und wäre zudem eine große Bürde für das Miteinander in der ukrainischen Gesellschaft.“
Die Haltung des Moskauer orthodoxen Patriarchen Kyrill I. zum Krieg gegen die Ukraine und seine Verklärung des Angriffs als „metaphysischer Kampf“ haben bereits früh die Frage nach der Rolle der Religion im Kontext des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine aufgeworfen. „Wir von Renovabis sehen seit Februar 2022 in der UOK Bestrebungen, sich von der Russischen Orthodoxen Kirche (ROK) in Moskau zu lösen. Zugleich gibt es berechtigte ukrainische Sicherheitsinteressen, die die ukrainische Regierung durch Fälle von Kollaboration und eine Nähe von einzelnen UOK-Vertretern zum russischen Aggressor gefährdet sieht.“ Das geplante Verbot einer ganzen Kirche wertet Schwartz als nicht gerechtfertigt und kontraproduktiv. Zugleich würde es der russischen Kriegspropaganda in die Hände spielen.
Renovabis-Hauptgeschäftsführer Schwartz machen Dialoginitiativen auf institutioneller, lokaler und persönlicher Ebene Hoffnung, die zwischen Gläubigen und Priestern der beiden konkurrierenden orthodoxen Kirchen bestehen. „Solche Initiativen leisten einen wichtigen Beitrag zum friedlichen Zusammenleben in der Ukraine, zumal die Russische Orthodoxe Kirche und der russische Staat die historische Verbindung zur Orthodoxie in der Ukraine gezielt instrumentalisiert haben“.