FREISING. Unter den Geflüchteten aus der Ukraine sind viele mit guter Ausbildung. Darauf macht Renovabis-Hauptgeschäftsführer Thomas Schwartz aufmerksam. Er fordert daher von der Bundesregierung und den Landesregierungen, möglichst schnell Wege zu suchen, die Bildungsabschlüsse der Menschen, die jetzt aus der Ukraine nach Deutschland kommen, anzuerkennen. Nur so können sie sich ihren Qualifikationen entsprechend beruflich in ihrem Gastland einbringen. „Aus den Erfahrungen in unserer Projektzusammenarbeit wissen wir, dass ein erheblicher Teil der derzeit bei uns Schutz Suchenden gute Schul- und Berufsausbildungen besitzen, auch wenn die Menschen möglicherweise kriegsbedingt dies nicht immer formal nachweisen können“, erläutert Schwartz. Der Leiter des Osteuropa-Hilfswerks Renovabis wirbt dafür, die bei uns untergekommenen vielen Frauen und wenigen Männer „unbedingt angemessen“ zu beschäftigen und ihnen hier ein „Leben in Würde“ zu ermöglichen. „Sie können mit ihrer erlernten Profession wahrscheinlich sogar den Fachkräftemangel bei uns in Deutschland mildern.“
Eine passende berufliche Tätigkeit schaffe für die Geflüchteten Sicherheit und fördere die Verarbeitung von Existenzängsten und des Erlebens von Krieg und Gewalt. Zudem können sie sich durch eine ihren Fähigkeiten entsprechende Anstellung und eine gerechte Entlohnung auch selber versorgen. „Die Menschen wollen nicht nur als Bittsteller behandelt werden, sondern brauchen jetzt Solidarität auf Augenhöhe. Deswegen ist eine ihrer Ausbildung entsprechende Beschäftigung gar nicht hoch genug einzuschätzen.“ Schließlich sieht Schwartz, der auch als Professor für Wirtschaftsethik an der Universität Augsburg lehrt, eine nicht zu unterschätzende Chance für die Wirtschaft in unserem eigenen Land: „Wenn wir doch seit Jahren einen zunehmenden Fachkräftemangel beklagen, so können die gut ausgebildeten Fachleute aus der Ukraine mit ihrer Motivation uns vorübergehend in dieser Situation helfen und diesen ein Stück weit auszugleichen.“