FREISING. „Zu viele Frauen werden nach wie vor Opfer von Menschenhandel und Zwangsprostitution. Sie verlieren ihre Freiheit, ihre Selbstbestimmung und oft auch jede Hoffnung. Die Gesellschaft darf sich damit nicht abfinden.“ Das sagt Pfarrer Prof. Dr. Thomas Schwartz, Hauptgeschäftsführer von Renovabis, und fordert mehr Engagement gegen dieses Unrecht. Die Realität zeige, dass bestehende Maßnahmen nicht ausreichen, um Betroffene wirksam zu schützen und Täter konsequent zur Rechenschaft zu ziehen. Wirtschaftliche Notlagen, fehlende Alternativen und organisierte kriminelle Strukturen trügen dazu bei, dass Frauen in ausbeuterische Situationen geraten. „Wir dürfen nicht wegsehen, wenn in unserem Land die Würde von Frauen tagtäglich tausendfach mit Füßen getreten wird“, macht der Renovabis-Chef deutlich. Menschenhandel sei eine große Herausforderung für Politik und Gesellschaft. Ein Großteil der Frauen, die sich in Deutschland unter Zwang prostituieren, kommt aus Ländern im Osten Europas, wie Rumänien und Bulgarien.
Renovabis stellt die Würde in den Mittelpunkt
Am 8. Februar, dem Internationalen Tag des Gebets und der Reflexion gegen den Menschenhandel, macht die katholische Kirche am Gedenktag der hl. Josephine Bakhita (1869–1947), Schutzpatronin der Opfer von Sklaverei, weltweit auf diese Problematik aufmerksam. Der Tag erinnert daran, dass Menschenhandel weiterhin eine Realität ist, die konkrete Maßnahmen erfordert. 2025 steht das Jahresthema von Renovabis unter dem Leitwort „Voll der Würde. Menschen stärken im Osten Europas“. Ein Fokus liegt auch auf Frauen aus Osteuropa, die in die Prostitution geraten oder durch Menschenhandel ausgebeutet werden. „Der Schutz betroffener Frauen muss oberste Priorität haben. Doch immer wieder zeigt sich: Das bisherige System reicht nicht aus. Wir brauchen eine politische Kurskorrektur und ein klares gesellschaftliches Bekenntnis gegen diese Form der Ausbeutung“, sagt Simon Korbella, Renovabis-Referent und Mitglied im Aktionsbündnis gegen Frauenhandel sowie der Arbeitsgruppe Menschenhandel der Deutschen Bischofskonferenz.
Aufklärung und Diskussion sind notwendig
Renovabis engagiert sich mit verschiedenen Projekten, etwa in der Rückkehrerinnenhilfe im Osten Europas und der Rechtsberatung für Betroffene. Bereits seit dem Jahr 2000 ist Renovabis Teil des Aktionsbündnisses gegen Frauenhandel und setzt sich gemeinsam mit anderen Organisationen für den Schutz von Frauen und die Bekämpfung von Ausbeutung ein. Neben konkreter Unterstützung setzt das Hilfswerk 2025 verstärkt auf Öffentlichkeitsarbeit. In Berlin findet im Rahmen der Pfingstaktion dazu eine Podiumsdiskussion am 22. Mai in der Zwölf-Apostel-Kirche statt, die das Thema aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Im Oktober folgt eine Fachtagung in Augsburg, die sich mit den strukturellen Aspekten von Prostitution und Menschenhandel befasst.