„Der Respekt und das Hochhalten von gemeinsamen Werten der Deutschen und der Bayern beindrucken mich sehr“, sagt der junge Erzbischof Arjan Dodaj (46 Jahre) von Tirana-Durrёs in Albanien. Der Metropolit der Katholikinnen und Katholiken in der albanischen Hauptstadt hat mit seiner verantwortlichen Mitarbeiterin für Migration und Menschenhandel im gesamten Land, Ariela Mitri, Freising besucht. Dort traf er mit Bayerns Staatskanzleiminister Florian Herrmann und dem Hauptgeschäftsführer von Renovabis, Professor Thomas Schwartz, sowie Mitarbeitenden des Osteuropa-Hilfswerks zusammen. Renovabis hat seit 1993 in Albanien insgesamt 680 Projekte der örtlichen Partner mit knapp 37,2 Millionen Euro gefördert; hinzu kamen als weitere wissenschaftliche Ausbildungsprojekte 50 Studien-Stipendiatinnen und Stipendiaten mit knapp 600.000 Euro; allein in der Erzdiözese von Erzbischof Dodaj, die dieser erst seit einem guten Jahr leitet, wurden 150 Vorhaben mit mehr als 7,4 Millionen Euro teilfinanziert oder angeschoben werden. Über weitere neue Projekte - „gerne im Bildungsbereich“ - sucht der Bischof das Gespräch.
Gegenüber Bayerns Staatskanzleichef Herrmann versicherte Erzbischof Dodaj, wie wichtig er das Beispiel Bayerns und Deutschlands hinsichtlich der Wertevermittlung in der Schule für Gesellschaft und Kirche einschätzt. Auch dreißig Jahre nach dem Kommunismus liege die diktatorisch-kommunistische Vergangenheit noch immer „wie ein drückender Schatten“ auf seinem Heimatland. „Das sieht zwar aus wie Demokratie, aber wir haben noch viel daran zu arbeiten, dass Werte im Leben der Gesellschaft verbindlich geachtet werden“, präzisierte Erzbischof Dodaj. „Wie Phönix aus der Asche“ sei die katholische Kirche mühsam, aber doch lebendig und mit großem Engagement aufgebaut worden. Zu Beginn der 1990er Jahre habe sie quasi nicht existiert; sie sei ausradiert gewesen. Der 46 Jahre alte Erzbischof, der selbst erst 1994 getauft worden ist, baut auf eine hoffnungsfrohe Perspektive, auch weil seine Landsleute kulturell vereint und miteinander harmonisch in den Religionsgemeinschaften zusammenleben. In seinem Erzbistum sind, besonders in den letzten Jahren, viele Menschen aus dem Süden aber auch aus dem traditionell katholischen Norden Albaniens übergesiedelt; 20 Prozent der Hauptstadtbevölkerung ist katholisch. Und dieses Fünftel bekenne sich auch sichtbar zu seiner Konfession und sei kirchlich erreichbar. Allein 2022 seien 200 Erwachsene getauft worden. Er selbst ist der erste Einheimische auf dem Bischofsstuhl von Tirana seit Jahrzehnten. Staatsminister Herrmann zeigte sich von der Biografie des Erzbischofs von Tirana seinerseits beindruckt.
Die im Durchschnitt äußerst junge albanische Bevölkerung orientiere sich politisch an westeuropäischen Staatssystemen – inzwischen mehr an Nordeuropa und Deutschland, als an Italien – und fordere von der eigenen Regierung und dem Albanischen Parlament seriöses politisches Handeln gemäß Recht und Gesetz und Respekt für einen Wertekodex. Dann sei die albanische Bevölkerung wohl auch bereit, ihren Politikern zu vertrauen. In ähnlicher Weise dürfe die katholische Kirche, auch wegen ihres Märtyrer-Zeugnisses während des Kommunismus, tatsächlich auf eine hohe Glaubwürdigkeit zählen. So sei es möglich, Anstand zu predigen und gegenüber seinen Mitmenschen Gutes zu tun. Reden und danach im Namen Jesu Christi zu handeln, könne dann auch als plausibel verstanden werden.
Der Erzbischof lud Ministerpräsident Markus Söder und Staatskanzleichef Herrmann nach Albanien ein: „Das wäre wie Salz, das unserer Gesellschaft Geschmack geben könnte“. Renovabis gestaltet seine Pfingstaktion zum Thema „Arbeitsmigration“ unter dem Motto „SIE FEHLEN. IMMER. IRGENDWO. – Arbeitsmigration aus Osteuropa“ im Mai 2023. Zuvor reisen deutsche Journalisten nach Tirana und in den Kosovo und lernen die Situation vor Ort kennen.