10.09.2024 – Ausstellung

Ikonen auf Munitionskisten

Es ist ein ungewöhnliches Projekt - und eine ungewöhnliche Ausstellung: Das Künstlerpaar Oleksandr Klymenko und Sonia Atlantova aus der Ukraine malt Ikonen auf Deckel und Böden von leeren Munitionskisten - und verkauft die Ikonen für einen guten Zweck.

Ikonen auf Munitionskisten: Über das Projekt

Entstanden ist die Idee, Munitionskisten in Kunst zu verwandeln, bereits im Jahr 2014, als der Krieg in der Ukraine noch auf den Osten des Landes begrenzt war. Der Künstler Oleksandr Klymenko war an die Front gereist und sah dort die vielen leeren Kisten, die von den Kämpfen zurückgeblieben waren. Er beschloss, sie als Material für seine Ikonen zu verwenden und so etwas Todbringendes in ein Symbol des Lebens zu verwandeln. Bis heute sammelt das Künstlerpaar Sonia Atlantova und Oleksandr Klymenko Munitionskisten von der Frontlinie und bemalt sie in Anlehnung an den Stil traditioneller Ikonenkunst.

Dabei verwenden sie die Munitionskisten so, wie sie aufgefunden wurden: Sie nehmen keine Reparaturen vor, die Oberfläche wird nicht grundiert, wie es beim Ikonenschreiben sonst üblich ist. Auch die ursprünglichen Merkmale wie Nägel, Aufkleber, Scharniere oder andere Spuren bleiben sichtbar. Auf dieses Rohmaterial malen sie die Ikonen und verwenden dabei als Farben auch Erde, Sand oder Kohle aus der unmittelbaren Nähe der Fundstelle.

Aus den Kunstwerken ist im Laufe der Jahre die Ausstellung „Ikonen gegen den Krieg" entstanden, die inzwischen durch viele Länder und Orte gereist ist. Anlässlich des Jubiläums „1300 Jahre Korbinian in Freising“ sind die Ikonen bis zum 26. Oktober in der Stadtpfarrkirche St. Georg am Marienplatz in Freising zu sehen.

Ausschnitt aus der Ikone „Alypios"
Ausschnitt aus der Ikone „Alypios"
Quelle: Molino Verlag
Ikone Erzengel Michael
Erzengel Michael
Quelle: Renovabis/Thomas Schumann
Gottesmutter „Die nie welkende Blüte"
Gottesmutter „Die nie welkende Blüte"
Quelle: Molino-Verlag

Verkauf

Sonia Atlantova und Oleksandr Klymenko verkaufen ihre Ikonen und spenden den Erlös an Hilfsprojekte in der Ukraine zur Linderung von Kriegsfolgen. Ein Beispiel ist das Zentrum St. Martin de Porres in Fastiw (Oblast Kyjiw). Das Zentrum unterstützt Flüchtlingsfamilien, organisiert Sozialküchen, kümmert sich um die Rehabilitierung von Kindern, die vom Krieg betroffen sind oder fördert medizinische Einrichtungen und Projekte. Somit dienen ehemalige Behältnisse von potenziell tödlichem Kriegsgerät der Rettung von Leben.

Interessentinnen und Interessenten können sich direkt an Oleksandr Klymenko (E-Mail: olafclemensen@gmail.com) wenden.

Über die Künstler

Oleksandr Klymenko (geboren 1976 in Kyjiw) ist Künstler, Kulturwissenschaftler und Schriftsteller (Pseudonym Olaf Klemensen). Er hat an der Nationalen Akademie für Kunst und Architektur studiert, Diplom am Rylsky-Institut für Kunstgeschichte, Volksgeschichte und Ethnograpie in Kyjiw. Sonia Atlantova (geboren 1981 in Kyjiw) ist Künstlerin und Schriftstellerin. Sie hat an der nationalen Akademie für Kunst und Architektur in Kyjiw studiert und arbeitet auf dem Gebiet der Monumental- und Staffeleikunst und ist zudem Buchillustratorin und Installationskünstlerin.

Das Buch zur Ausstellung

Begleitend zur Ausstellung ist im September 2024 ein Bildband in deutscher Sprache erschienen. Das Buch enthält neben vielen Abbildungen Beschreibungen der Werke und ergänzende Texte. Leserinnen und Leser erfahren auch, welche Projekte das Künstlerpaar inzwischen mit dem Erlös aus dem Verkauf unterstützt hat. Die Redaktion übernahmen Regina Elsner, Agnes Slunitschek und Stefan Kube, das Geleitwort hat Katrin Göring-Eckhardt geschrieben.

Oleksandr Klymenko, Sonia Atlantova: Ikonen auf Munitionskisten. Die Kunst, den Tod ins Leben zu verwandeln. Molino Verlag 2024. ISBN 978-3-948696-78-8. 192 Seiten, 30 Euro

Inhalt erstellt: 04.09.2024, zuletzt geändert: 17.09.2024

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