Quelle: Achim Pohl
Porträt Rahmi Mustafa (23), Kosovo
„Ohne Concordia wäre mein Leben heute sehr schlecht“, sagt Rahmi. Als Teenager hatte er die Schule geschmissen. Mit sechs Geschwistern und oft erwerbslosen Eltern hatte er anderes imKopf als Mathe und Geschichte. Als in seinem Viertel in Prizren 2016 ein Projekt startete, das Familien der Roma-, Aschkali- und ägyptischen Gemeinden unterstützte, holte er seinen Schulabschluss nach. Das Projekt fand 2021 seine Weiterführung im inklusiven und bildenden Tageszentrum „Tranzit“ der NGO Concordia. Die Maßnahmen des Zentrums umfassten frühkindliche Bildung, musische und künstlerische Erziehung von Kindern, Gesundheitsuntersuchungen, psychosoziale Unterstützung und - was für Rahmi besonders wichtig war - Berufsberatung. Er gehörte damals zu den ersten acht Jugendlichen, die Concordia nach Schulende ins Berufsleben begleiteten. „Man fragte uns, welchen Beruf wir lernen wollten. Ich sagte sofort Koch!“, erinnert sich der heute 23-Jährige. Sechs Monate lang absolvierte er dann eine Kochschule und hatte im Anschluss direkt seinen ersten Job bei „Tranzit“. Hier kocht er nun seit drei Jahren von Montag bis Freitag rund 100 Portionen Essen täglich. „Ich liebe die Arbeit und kann mir nichts Schöneres vorstellen.“ Kürzlich ist er selbst Vater geworden. Im Moment hat er nur einen Wunsch: Weiterhin für Concordia arbeiten, damit er und seine Frau sich eines Tages ein eigenes Haus leisten können und ihre Kinder ein sorgenfreieres Leben haben als er einst.
Porträt Elena Iwanowa (56), Bulgarien
In der sozialistischen Volksrepublik Bulgarien wurde die traditionelle Lebensweise der Roma nicht akzeptiert, sie blieben wie bereits Jahrhunderte zuvor marginalisiert. „Doch wir hatten Arbeit“, sagt Elena, damals habe jeder Arbeit gehabt. Nach dem Zusammenbruch des Sozialismus gerieten Roma wieder mehr ins soziale Abseits – auch, weil sich Staatsbetriebe auflösten und Arbeitsplätze verschwanden. Seit Jahren ernährt Elena deshalb ihre Familie als Putzhilfe, dabei hatte sie als junge Frau elf Klassen in der Schule und eine Ausbildung zur Verkäuferin absolviert. Zusammen mit der Rente ihres Mannes reicht das Geld kaum, um die 16 Familienmitglieder jeden Monat zu versorgen. Ohne die Hilfe von Concordia in Sofia könnten sie die Medikamente, die ihr Mann täglich braucht, nicht kaufen. Die NGO unterstützt die Familie zudem mit Essenspaketen, Kleidung und – das freut Elena besonders, weil ihr Bildung sehr wichtig ist – mit Hausaufgabenbetreuung und regelmäßigen Exkursionen für ihre Enkelkinder. „Das Leben wird jeden Tag härter, aber wir geben nicht auf“, sagt sie entschlossen. Kraft gebe ihr, jeden Tag ihre Kinder und Enkel um sich zu haben: „Sie sind mein Benzin.“ Und Elena ein beeindruckender Motor.