Don Dominik Querimi, der Schulleiter der Don Bosco Schule in Pristina, in der Aula
Don Dominik Querimi, der Schulleiter der Don Bosco Schule in Pristina, in der Aula der Schule.
Quelle: Achim Pohl
15.03.2023 – Kosovo

Bildung als Grundlage: Die Don Bosco Schule in Pristina

In dem von massenhafter Migration gebeutelten Kosovo ist eine gute Ausbildung extem wichtig. Die Don Bosco Schule in Pristina hat einen so guten Ruf, dass sich bei jeder Anmeldung lange Schlangen bilden.

Friedliches Zusammenlebend der Religionen

Das katholische Schulzentrum Don Bosco in Pristina im Kosovo hat es sich zur Aufgabe gemacht, das friedliche Zusammenleben der Religionen zu fördern. Es zählt mittlerweile zu den besten Schulen des Landes und bietet 86 Menschen einen Arbeitsplatz, darunter 65 Lehrern. Renovabis fördert und unterstützt das Schulzentrum seit vielen Jahren.
Peter Beyer (Texte) und Achim Pohl (Fotos) haben die Schule besucht und stellen einige Lehrer und Schüler vor.

Lekë Berisha: „Ich will meinem Land helfen“

Lekë Berisha (16) besucht die 11. Klasse der Don Bosco Schule in Pristina - und dies mit Begeisterung. „Hier geht es zu wie in einer großen Familie“, berichtet der Junge mit den lockigen Haaren. „In anderen Schulen ist der Unterricht öde. Bei uns gar nicht, und es gibt daneben noch Sport und viele andere Angebote.“ Ein Teil von Lekës Familie lebt in Mailand, durch Besuche dort konnte er sich ein Bild von Italien machen. Wie viele seiner Altersgenossen überlegt er, dorthin zu ziehen, um sich weiterzubilden. „Aber eigentlich würde ich lieber hierbleiben, denn die kulturellen Unterschiede der beiden Länder sind groß.“ Gäbe es eine Don Bosco Universität im Kosovo, würde er keinen Moment zögern, sich dort für Jura einzuschreiben. Das Niveau der staatlichen Universitäten im eigenen Land hingegen ist ihm zu niedrig, sein Weg ins Ausland vorgezeichnet. Doch er lässt keine Zweifel aufkommen, nach Abschluss eines Jurastudiums in seine Heimat zurückzukehren. „Um meinem Land zu helfen“, erklärt er. „Als Anwalt will ich meinen Teil dazu beitragen, für Gerechtigkeit im Land zu sorgen und den Frieden zu stärken.“

Teuta Kurti: Ein Star, der im Land bleibt

Teuta Kurti stammt aus Mitrovica – einer Stadt im Norden des Kosovo, die bis heute in einen serbischsprachigen und einen albanischsprachigen Teil gespalten ist. Als 11-Jährige erlebte sie dort mit eigenen Augen Krieg, schwerste Misshandlung der Eltern und Vertreibung. Jahre später besuchte sie in Pristina die Musikschule. Mit 17 landete sie bei einem Talentwettbewerb auf dem Siegertreppchen. Mittlerweile ist Teuta ein gefeierter Star: Die schillernde Figur mit reichlich Ohrschmuck trägt Jazz- und Soulstücke vor, singt aber auch Arien in La Traviata.

Teuta unterrichtet an der Musikakademie, seit 2021 arbeitet die dreifache Mutter zudem zweimal die Woche als Musiklehrerin an der Don Bosco Schule in Pristina: Ihre Schützlinge sind hellauf begeistert, einen Gesangstar als Lehrerin zu haben. Teuta selbst gefällt der gegenseitige Respekt im Lehrerkollegium, so etwas kennt die Profisängerin aus der Musikszene auch anders. Neben ihrem bescheidenen Gehalt als Lehrerin gibt sie privat Klavierstunden und Gesangsunterricht.

Obwohl sie immer wieder verlockende Angebote aus dem Ausland bekommt, hat sich 36-Jährige bewusst dazu entschieden, im Land zu bleiben. Grund dafür ist die enge Verbundenheit mit ihrer Familie, die angesichts der schlimmen Kriegserlebnisse noch enger wurde.

Valboana Berisha: „Wir brauchen Zeit“

Die Familie Berisha stammt aus der katholischen Gemeinde Saint Antony in Pristina. Schon als Kind lernte die heute 42jährige Valboana den Salesianer Don Dominik Querimi kennen. Als 2018 auch Grundschüler an der von ihm geleiteten Don Bosco Schule in Pristina aufgenommen wurden, meldete sie ihre Kinder sofort an. Damals war das noch ohne Probleme möglich, heute müssen die Eltern lange Schlange stehen, um einen Platz zu bekommen. Die zweifache Mutter erhofft sich durch die gute Ausbildung an der Don Bosco Schule bessere Zukunftschancen für ihren Nachwuchs. Valboana arbeitet als Straßenbauingenieurin, ihr Mann ist Arzt. „Wir gehören zum Mittelstand, wir kommen zurecht, aber viele andere müssen um das Nötigste kämpfen. Im Kosovo mangelt oder fehlt es an vielem.“ Dennoch zeigt sie sich zuversichtlich. „Wir leben heute in Freiheit, das war früher anders. Im Vergleich mit früher haben wir doch große Fortschritte gemacht. Wir sind ein ganz junges Land und haben noch viel zu tun. Dafür brauchen wir einfach Zeit.“

Hamide Begaj: Mit eigenem Beispiel Vorbild sein

Hamide Begaj unterrichtet seit 2019 Zehnt- bis Zwölftklässler an der Don Bosco Schule in Pristina. Zuvor war die 37-Jährige Dozentin an der Universität von Pristina, danach übte sie ihren Beruf zwei Jahre lang in Australien aus. An ihrer jetzigen Wirkungsstätte schätzt sie besonders den ständigen Austausch: Jeden Donnerstagnachmittag steht das gesamte Lehrpersonal den Eltern für Fragen zur Verfügung. „Auch die Interaktion mit den Schülerinnen und Schülern ist etwas ganz Besonderes: Ich verbringe gerne Zeit mit ihnen, selbst in den Pausen – was wiederum die Jungen und Mädchen außergewöhnlich schätzen“, erzählt die Mutter eines Kindes. Auch die morgendliche Ansprache des Schulleiters Don Dominik, „Motivation speech“ genannt, sei sehr gemeinschaftsfördernd. „Es gelingt ihm immer wieder, Gedanken von Don Bosco mit der Situation an der Schule zu verknüpfen. Das bringt die Schülerinnen und Schüler zum Nachdenken“, resümiert Hamide Begaj. Durch ihr eigenes Vorbild – sie war in Australien, kehrte aber bewusst ins Kosovo zurück und fand in der Heimat eine gute Stelle – versucht sie, die jungen Leute dazu zu motivieren, in ihre Fußstapfen zu treten. „Ich habe die Chance, durch meinen eigenen Lebensweg zu zeigen, dass man hier sehr wohl etwas bewirken kann.“

Eme Gashi: Sie schwört auf ihr Heimatland

Die 16jährige Muslimin Eme Gashi steht kurz vor ihrem Abschluss an der Don Bosco Schule in Pristina. Ihr Vater ist in Deutschland geboren, wo auch schon ihr Großvater lange gearbeitet hatte. Der Vater arbeitet heute als Ingenieur in einem Elektrizitätswerk im Kosovo. Anders als viele ihrer Landsleute trägt sich Eme nicht mit Abwanderungsgedanken. Denn sie schwört auf ihr Heimatland, lobt die weitverbreitete gegenseitige Hilfsbereitschaft. „Das Wenige, das man hat, teilt man mit anderen. So etwas gibt es anderswo nicht“, versichert sie und lacht. Nach dem Abschluss will Eme versuchen, in Pristina einen Studienplatz für Medizin zu ergattern. Allerdings gibt es schon heute 1000 Bewerbungen auf 100 Plätze. Doch die zielstrebige Eme wäre nicht Eme, hätte sie nicht schon einen Plan B: Falls es mit Medizin nicht klappt, will sie Psychologie studieren.

Wenn sie ihre katholischen Mitschüler beten sehe, ermutige sie dies, ihren eigenen Glauben zu leben, erzählt sie. Ihre Eltern sind nicht strenggläubig und hatten keine Vorbehalte, Eme auf eine katholische Schule zu schicken - keine Selbstverständlichkeit in der muslimischen Mehrheitsgesellschaft. Emes Interessen abseits der Schule sind Volleyball und Instagram. „Aber eigentlich habe ich gar keine Zeit für Social Media“, räumt sie sofort ein. „Denn dieses Jahr ist sehr wichtig für meine Karriere.“

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Inhalt erstellt: 15.03.2023, zuletzt geändert: 03.05.2023

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