Häusliche Pflege für alte und kranke Menschen in Belarus
Medizinische Betreuung ist wichtig – doch sie allein reicht nicht aus, um kranken und alten Menschen ein Leben in Würde zu ermöglichen. Der Pflegedienst „Tabita“ hilft bei der Körperpflege, im Haushalt und ist für die Nöte der Menschen da.
Ausgangslage
Belarus befindet sich derzeit in vielerlei Hinsicht in einer sehr angespannten Lage. Im Zuge der Proteste nach den Wahlen im August 2020 kam es zu zahlreichen Menschenrechtsverletzungen, die wiederum Wirtschaftssanktionen nach sich zogen. Dadurch wurde die Wirtschaft, die schon vor der Wahl nicht stark war, weiter geschwächt. Von dieser zunehmend schwierigen Situation sind ältere Menschen und Kranke besonders betroffen: Ihre kleinen Renten und die geringen Sozialleistungen reichen kaum mehr aus, um die dringendsten Grundbedürfnisse zu decken. Hinzu kommt eine sehr hohe Zahl an Covid-19-Infektionen - mit tragischen Folgen, weil nur ein Fünftel der Bevölkerung vollständig geimpft ist und die Krankenhäuser inzwischen überfüllt sind.
Projektbeschreibung
2018 hat die Caritas Minsk-Mohylew mit Unterstützung von Renovabis eine häusliche Krankenpflege etabliert, um hilfsbedürftige Menschen in Belarus vor Vernachlässigung und Vereinsamung zu schützen. Sie ergänzt die staatlichen Leistungen, die sich dort auf den medizinischen Bereich beschränken. Ein Konzept zur ganzheitlichen Betreuung von Menschen mit Behinderungen, chronisch Kranken, Alten und Sterbenden gibt es nicht.
Der häusliche Pflegedienst „Tabita“ ermöglicht
- Unterstützung bei der Körperpflege
- Hilfe im Haushalt und beim Essen
- psychologische und spirituelle Begleitung
Außerdem bekommen pflegende Angehörige Unterstützung - und wo immer es möglich ist, organisieren die Mitarbeiter des Pflegedienstes Ausflüge und Veranstaltungen für Menschen im Rollstuhl. Jeden Monat sorgt die Caritas so für 180 Hausbesuche mit einer Dauer von zwei bis vier Stunden. Die Besuche übernehmen Fachkräfte, die im Projekt angestellt sind, unterstützt von einer Reihe von Freiwilligen. Außerdem verteilt die Caritas Lebensmittelpakete und Hygieneprodukte an Bedürftige, um die schlimmsten Folgen der Armut abzuwenden und um Infektionen zu vermeiden. Für die Mitarbeitenden und Freiwilligen finden monatlich online-Schulungen statt. Dabei geht es auch um psychologische Fragestellungen - wie etwa psychische Erkrankungen der betreuten Menschen, um Demenz, Trauerbegleitung oder die Burnout-Prävention der Helfenden.
Bewertung
Im Bereich der Hauskrankenpflege können angestellte Mitarbeitende und Freiwillige sozial, psychologisch und seelsorgerisch helfen. Die Stärke der Caritas ist es, dass sie durch ihre Freiwilligen flexibel und individuell dort helfen kann, wo die Möglichkeiten der staatlichern Versorgung aus zeitlichen, finanziellen oder personellen Gründen begrenzt sind.
„Es geht um den Respekt vor der Person.“
Ludmila Platova ist gelernte Gesundheits- und Sozialarbeiterin. Seit über 20 Jahren arbeitet sie mit Menschen, die Hilfe brauchen. Die vielen zwischenmenschlichen Begegnungen haben sie Demut gelehrt: „Ich habe gelernt, den anderen als Geschenk anzunehmen“. Mit ihrer Hilfe werden die Freiwilligen für ihre Tätigkeit gut geschult – so wird eine umfassende Betreuung für kranke und behinderte Menschen möglich.