Gruppenbild der Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Danzig
Drei Nationen, drei Sprachen, drei verschiedene Kulturen: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der GoEast-Jugendbegegnung „Building Bridges - Building Bonds" in Danzig verstanden sich trotz aller Unterschiede blendend.
Quelle: Ludwig Wolker e.V.
GoEast Jugendbegegnung in Danzig

„Building Bridges - Building Bonds": Eine trinationale Jugendbegegnung

Miteinander diskutieren, von den anderen lernen, die eigenen Positionen entdecken und stärken: Das war das Ziel der von Renovabis geförderten GoEast-Jugendbegegnung, zu der sich 18 Jugendliche aus Polen, Deutschland und der Ukraine in Danzig trafen.

GoEast Jugendbegegnung in Danzig

„Building Bridges - Building Bonds": So war die trilaterale Jugendbegegnung überschrieben, zu der sich im Juli 2023 je sechs Jugendliche zwischen 16 und 18 Jahren aus Polen, Deutschland und der Ukraine und ihre Betreuerinnen und Betreuer in Danzig trafen. Im Rahmen des Vorbereitungsprozesses hatten sich die Jugendlichen auf die Leitbegriffe Solidarität - Demokratie - Leadership für den thematischen Teil der Maßnahme fokussiert. Sie wollten miteinander und mit Vertretern aus Politik, Gesellschaft und Kirchen diskutieren, lernen und ihre eigenen Positionen entdecken und stärken - und sich in Danzig auf Spurensuche nach gemeinsamer Geschichte begeben.

Im Zentrum der Begegnung stand der interkulturelle Austausch von jungen Menschen, deren Jugend zum einen von der Corona-Pandemie und zum anderen vom russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine geprägt war und ist. Renovabis hat das Projekt im Rahmen des GoEast-Programms gefördert, organisiert wurde die Reise vom Ludwig Wolker Verein in Berlin. Ziel war es, dass die Teilnehmenden zum einen lernen, sich eine fundierte Meinung zu bilden über die Rolle der Kirchen in Zeiten von Krieg, Flucht und sozialen Spannungen. Durch Workshops, Projekte und die gemeinsame Liturgie sollten sie außerdem befähigt werden, Leitungs- und Moderationsaufgaben zu übernehmen. Johanna Behler, Maja Farrenkopf, Nadine Jerzyniak, Miron Gerisch, Markian Zubko und Anton Kress berichten in ihrem (leicht gekürzten) Reisetagebuch für Renovabis über ihre Erlebnisse und Eindrücke während der Jugendbegegnung.

Der erste gemeinsame Tag in Osówek

Nach langen und erlebnisreichen Zug-, Bus- und Autofahrten war es endlich soweit: Unsere Gruppen haben sich kennengelernt und zu einem Integrationsworkshop in Osówek, dem Jugendhaus unseres polnischen Partners, zusammengefunden. Wir stellten Prinzipien und Regeln für die gemeinsame Zeit auf und legten fest, dass hauptsächlich Englisch gesprochen werden sollte.

Der erste gemeinsame Tag startete mit einigen Warm-Up Spielen und einem leckeren Frühstück. Im Anschluss ging es auf eine kurze Wanderung durch die Hitze bis zur Ablegestelle für das Kajak-fahren. Nach einer kurzen Einführung, einem Gruppenfoto und dem Zuteilen der Teams ging es endlich los.

Insgesamt sind wir etwa sechs Kilometer gepaddelt und glücklicherweise gab es nur ein paar kleinere Zusammenstöße. Besonders spannend waren die geistlichen Impulse von unserem Gruppenleiter, die wir auf dem Wasser mit unserem Kajak-Partner reflektiert und diskutiert haben.

Abends haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus allen drei Ländern je zwei nationale Gerichte gekocht. Bei uns Deutschen gab es Schnitzel und Kartoffelsalat und eigentlich auch Kaiserschmarrn, diesen haben wir aber aus Zeitgründen erst am nächsten Morgen gebacken. Diese Gerichte wurden dann präsentiert und jeder konnte von jedem Gericht probieren.

Frühstück mit Kaiserschmarrn

Unsere Aufgabe an diesem Morgen war es, Kaiserschmarrn zum Frühstück zuzubereiten. Wir versammelten uns in der Küche und erklärten, wie er zubereitet wird. Zu unserer Freude blieb kein einziger Krümel auf den Tellern zurück. Es war herzerwärmend zu sehen, dass unsere neu gewonnenen Freunde aus der Ukraine und Polen das Gericht genauso genossen wie wir.

Danach – wie es sich für einen Sonntagvormittag gehört – gestalteten wir gemeinsam unseren eigenen Gottesdienst zum Thema internationale Freundschaft und Frieden für die Ukraine. Ein Sprachworkshop für Anfänger führte uns anschließend in die faszinierende Welt der ukrainischen, polnischen und deutschen Sprache ein. Vom Erlernen des Alphabets bis hin zum Alltagsvokabular wurden uns Einblicke in die Vielfalt der Sprachen gewährt. Die Bildung von Sprachtandems ermöglichte uns, das Gelernte in der Praxis anzuwenden und miteinander zu üben.

Am Nachmittag zogen wir um in die faszinierende Stadt Danzig. Wir erkundeten das Finanz- und Wirtschaftsviertel sowie die Universität - und natürlich konnten wir während unserer Erkundungstour der Versuchung nicht widerstehen, einen Zabka (einen Supermarkt) zu besuchen und uns mit ein paar Erfrischungen zu versorgen. Als es auf den Abend zuging, beschlossen wir, uns einen freundschaftlichen Wettkampf zu liefern und spielten mit viel Gelächter und Jubel zusammen Basketball. Wir spürten, wie sich trotz unserer kulturellen Unterschiede ein unglaubliches Band zwischen uns bildete.

Junge Frau schält Kartoffeln
Schnitzel mit Kartoffelsalat für die ganze Gruppe - da ist Geduld gefragt, bis genug Kartoffeln geschält sind.
Quelle: Ludwig Wolker e.V.
Gefüllte rohe Teigtaschen
Auch die anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer haten reichlich zu tun, bis die Teigtaschen geformt und gefüllt waren.
Quelle: Ludwig Wolker e.V.
Süßigkeiten aus der Ukraine
Ganz ohne Arbeit, einfach nur so zum Wegnaschen: Süßigkeiten aus der Ukraine
Quelle: Ludwig Wolker e.V.

Austausch mit einer polnischen Pfarrgemeinde

Nach dem Frühstück haben wir den Tag mit einer City Tour durch Gdańsk gestartet, bei der ein Reiseführer uns vieles über die Geschichte der Stadt erzählt hat. Es war spannend zu erfahren und zu sehen, wie Gdańsk wiederaufgebaut wurde nachdem der größte Teil dieser schönen Stadt verbrannt und zerstört wurde.

Am Nachmittag sind wir zum Standort der polnischen Partnerorganisation Morena gefahren. Dazu haben wir auch eine Gemeinde aus Danzig eingeladen, mit der wir eine spannende Diskussion zum Thema Krieg und Frieden geführt und uns darüber ausgetauscht haben, wie die unterschiedlichen Organisationen und Gemeinden mit ukrainischen Geflüchteten zusammenarbeiten.

Polnische Geschichte

Am vierten Tag unserer Reise besuchten wir vormittags das Solidarność Museum (ESC - European Solidarity Centre). Dort hatten wir viel Zeit, uns mit der politischen Geschichte Polens auseinanderzusetzen. Das Museum war sehr modern, kreativ und informativ gestaltet, aber zum Glück nicht so überladen mit Fakten, dass man überwältigt war. Im Anschluss ging es nach Sopot, einen kleinen Ort in der Nähe von Danzig, der direkt an der Ostsee liegt - ein paar Stunden Freizeit, um zu baden, die Stadt zu erkunden oder ein Kunstmuseum zu besuchen. Abendessen gab es in einem tatarischen Restaurant - das Essen war unglaublich gut, genauso wie die Stimmung, und am Ende hatten wir noch so viel übrig, dass man die Gruppe locker noch einmal satt bekommen hätte - und so konnten wir uns auch in den nächsten Tagen über die Reste hermachen.

Jugendliche besuchen das Solidarność Museum
Die Jugendlichen besuchen das Solidarność Museum in Danzig.
Quelle: Ludwig Wolker e.V.
Die Gruppe beim gemeinsamen Abendessen
Gelöste Stimmung beim gemeinsamen Abendesssen.
Quelle: Ludwig Wolker e.V.
Gruppe Jugendlicher in der Danziger Werft
Den Abschluss-Abend organisierten die jungen Männer und Frauen selbst - sie besuchten die Danziger Werft und lernten dort die lokale Jugendkultur kennen.
Quelle: Ludwig Wolker e.V.

Die Geschichte der Demokratie in den drei Ländern

Unser Tag begann mit einer fesselnden Session über Demokratie in Europa und darüber hinaus. In Kleingruppen stellten wir uns der Herausforderung, die Geschichte der Demokratie in unseren Partnerländern auf einem Zeitstrahl zu sortieren. Die Landesgruppen hatten sich gut vorbereitet, und es war spannend zu sehen, wie die Demokratie in der Ukraine, Polen und Deutschland sich im Laufe der Zeit entwickelt hat. Nach der Mittagspause ging es weiter mit einem Leadership Workshop. Wir diskutierten intensiv über die Bedeutung von Leitung, in Gruppen sammelten wir Ideen, wo wir uns als Jugendliche engagieren können. Die Einzelarbeit und der Austausch in Paaren halfen uns, unsere individuelle Leitungsmotivation zu erkennen. Am Abend erlebten wir eine lebhafte Podiumsdiskussion über die Rolle der Christen beim Aufbau einer solidarischen Zukunft.

Zwei Jugendliche neben einer Flip-Chart
Jede Gruppe stellt ihr Heimatland vor, hier Polen....
Quelle: Ludwig Wolker e.V.
Gruppe von Jugendlichen vor einer Flip-Chart
... und hier Deutschland.
Quelle: Ludwig Wolker e.V.
Junge Frauen und Männer legen mit blauen Karteikarten einen Zeitstrahl
Gar nicht so einfach: Die Geschichte der Demokratie in den jeweiligen Ländern auf einem Zeitstrahl zu präsentieren.
Quelle: Ludwig Wolker e.V.

Veranstaltungsplanung

Am vorletzten Tag tauchten wir in die Welt der Veranstaltungsplanung ein. In unseren Gruppen sprudelten die Ideen und die Kreativität, als es darum ging, unsere eigene Veranstaltung zu planen. Ein Input darüber, wie man ein Projekt finanzieren kann, brachte uns wertvolle Einblicke in die Fördermöglichkeiten sowohl in unseren Partnerländern als auch für internationale Projekte.
Den Abschlussabend haben die Teilnehmenden selbst organisiert - er führte uns zur Danziger Werft, wo wir die lokale Jugendkultur erkundeten. Höhepunkt war der Tanzabend, bei dem uns Gruppenmitglieder traditionelle ukrainische und polnische Volkstänze beibrachten. Die lebendige Atmosphäre und die Begeisterung der Teilnehmenden machten den Abend zu einem unvergesslichen Erlebnis.

Abschied von den neuen Freunden - unter Tränen

Unter den Klängen einer gemeinsam erstellten Musikplaylist mit deutschen, ukrainischen und polnischen Songs ging das Packen in Windeseile vorüber. In einem letzten Workshop zum Thema „Impulse gestalten" haben wir gelernt, wie man einen spirituellen Impuls gestaltet - und das Ganze auch gleich in die Tat umgesetzt und geübt. Der anschließende Abschied von den neuen Freunden fiel nicht leicht - da half auch das Wissen, dass man sich wiedersehen wird, nicht immer, es flossen trotzdem die Tränen...
Unsere Gedanken während der Heimreise waren bei den Ukrainerinnen und Ukrainern, die teilweise noch eine lange Fahrt in ihre Heimatorte im Kriegsgebiet hatten. Später erreichte uns die Nachricht, dass sie nach 42 Stunden gut in Odesa angekommen sind.

Inhalt erstellt: 09.08.2023, zuletzt geändert: 20.09.2023

Unsere Newsletter